Einst träumte im Schweiße ein Alb
Man trachte ihm nach seinem Skalp
Er schoss aus dem Schlaf
Und schwor, er sei brav
Nun taugt er als Alb nur noch halb
Heinz Hermann Michels
Es kann ein Betreuer von Alten
Im Heim seine Klappe nicht halten
Mit lästernden Reden
Beleidigt er jeden
Nur kann sich das keiner behalten
Heinz Hermann Michels
Ein Trinker auf einem Atoll
War wieder mal sternhagelvoll
Er fiel von der Klippe
Und ertrank. Seine Sippe
Sprach freudigen Herzens: „Jawoll!“
Schobert & Black
Es prahlte ein Mann an der Bar:
„Ich bin ein gefeierter Star
von weltweitem Ruf
im Gauklerberuf.“
Respekt, es war nichts davon wahr!
Heinz Hermann Michels
Es war mal ein Vers aus der Bibel
Der machte mich richtig sensibel
Er kam flott daher
Saß trotzdem mir quer
Dies Leiden war irreversibel
Reihum-Limerick aus einer Schreibgruppe
Es war das Prinzip von Descartes
Zu zweifeln, kaum war er erwacht:
„Ist Seiendes räumlich?
Bin wach oder träum’ ich?
Gibt’s Frühstück wie immer um acht?“
Heinz Hermann Michels
Der Kritiker sagte zum Dichter
Es sei, literarisch, ein Wicht er
Den Reim kriegst du hin
Doch mangelt’s an Sinn
Obwohl eben dieser doch Pflicht wär’
Beat Spitz
Es gab mal im Berg einen Drachen
Der sollte dort Schätze bewachen
Erst tat er ganz lieb
Dann fraß er den Dieb
Jetzt riecht er ganz schlimm aus dem Rachen!
Britta Nier
Ich erlaub mir, euch einzuschärfen:
Droht etwas euch umzuwerfen
So mögt ihr nach allen
Windrichtungen fallen
Nur, bitte, nicht mir auf die Nerven!
Eugen Roth
Vom Knallen des Korkens erschrocken
Begoss er sich Hose und Socken
Er hat nur gelacht
Sich nichts draus gemacht
Der Sekt war zum Glück ja bloß trocken
Bernhard H. Behncke
Sein Hirn schwillt, dem Dichter wird flau
Besorgt schickt zum Arzt ihn die Frau
Der röntgt seinen Kopf
Und sagt: „Armer Tropf!
Sie leiden an Limerick-Stau.“
Astrid Meinung
Es war mal ein wurstiger Finger
– Sind gar nicht so selten, die Dinger –
Der zeigte nach oben
Das war sehr verschroben
Und machte die Sache nur schlimmer
Vesta Heyn
Ich traf einen gläubigen Franken
Mit außergewöhnlichen Pranken
Er mochte mich nicht
Schlug mir ins Gesicht
Und meinte, ich solle Gott danken
Heinz Hermann Michels
Ich liebe drei reizende Frauen
Mit einer nun ließ ich mich trauen
Die anderen zwei
Sind weiter so frei
Gelegentlich mich zu erbauen
Helmut Lindhorst
Es war mal ein kleines Gedicht
Das machte ein finstres Gesicht
Die Welt wird nicht heilen
Durch lustige Zeilen
Pointe? Auch die gibt es nicht
Jens Ohrenblicker
Zu oft hat er Liebe genossen
Und dabei sein Pulver verschossen
Jetzt hängt – welch Verdruss! –
Am Hosenverschluss
Ein Schild mit der Aufschrift «geschlossen»
Beat Spitz
Ein Arzt der Gesichtschirurgie
Ist heute zerstreut wie noch nie
Vergisst das Fixieren
Beim Lid-Operieren
Jetzt blinzelt das Auge am Knie
Astrid Meinung
Ich sah mal des Nachts ein Gespenst
Und hoffte zunächst: „Nä, du pennst!“
Es nahm mir mein Bares
„Zum Glück“, fand ich, „war es
nur die Art Gespenst, die du kennst.“
Heinz Hermann Michels
Es fehlte mal Grillanzündpaste
Am englischen Königspalaste
Da gab es anstelle
Von Beefsteak Forelle
Der Grillchef saß Jahre im Knaste
Ulrich Gläsker
Ein einsamer, räudiger Hund
Gibt lautstark und anhaltend kund:
„Ich hab‘ nicht nur Durst,
ich will auch ‘ne Wurst,
sonst bell‘ ich noch Stunde um Stund‘!“
Helmut Lindhorst
Ein Meister der Kalligraphie
Verkauft seine Werke fast nie
Von Ferne genial
Von Nahem nur Qual:
Er laidet an Lehgasteny
Peer Görner
Ick wollt’ so jern in de Karibik
Mit Palmen und Strand, ja, dit lieb ick!
Hab ‘n Flieja jebucht
Und denn lauthals jeflucht:
Den hamse jestrichen, drum blieb ick
Jens Ohrenblicker
Mit fünfzig ist sichtlich der Lack ab
Auch hat man schon merklich ein Rad ab
Hier hilft kein Gezeter
Nimm’s wie ein Tibeter
Das nächste der Leben kommt asap
Heinz Hermann Michels
Das Limerick-Schreiben ist leicht
Da braucht es nicht viel, dass es reicht
Fünf Reime zu kleistern
Kann jedermann meistern
Doch lobt‘s auch der Kenner? Vielleicht
Helmut Lindhorst
Es hat der Soldat jetzt Manieren
Das Töten geht ihm an die Nieren
Und schießt er in Not
Den Gegner halb tot
Dann hilft er beim Reanimieren
Heinz Hermann Michels
Es fuhr mal der Gatte am Morgen
Zur Tanke, um Bier zu besorgen
Das war vor zwölf Jahren
Hat er sich verfahren?
Es macht sich die Gattin bald Sorgen!
Heinz Hermann Michels
Die Langmut geht langsam zur Neige
Mein Nachbar zersägt seine Geige
Hört er nicht bald auf
Dann geh ich hinauf
Und schenk ihm fürs Ohr eine Feige
Helmut Lindhorst
Es war mal ein Wächter im Osten
Der stand auf verlorenem Posten
Die Masse sang Lieder
Die Mauer fiel nieder
Und Eiserne Vorhänge rosten
Josefa Nicklaus
Ich schwitze, gerate in Panik
Und wähne mich auf der Titanic
Schrei’: „Hilfe, wir sinken!
Ich will nicht ertrinken!“
Mein Beifahrer meint, ich fahr’ tranig
Heinz Hermann Michels
Auf der Autobahn denkt ein Herr Pleines:
„Der Verkehrsfunk ist wirklich was Feines!“
Denn er hört, wo er fährt
Führ’ ein Auto verkehrt
Doch ihn wundert: „Wieso denn nur eines?“
Herbert Reichelt
Er verkündet, er sei Salafist
Und die Werte der Menschen sei’n Mist
Ihnen fehle Moral
Deshalb kämpft er global
Bis die Unmoral weggebombt ist
Heinz Hermann Michels
Es saß eine Frau in San Quentin
Die war eine Hochschuldozentin
Die Tat: Sie dozierte
Bis jemand krepierte
Das Opfer: ’ne müde Studentin
Heinz Hermann Michels
Ein Sprössling des Grafen zu Sayn
Roch vornehm und einschüchternd fein
Sein Unterhaltsscheck
Fiel urplötzlich weg
Nun müffelt er streng und gemein
Heinz Hermann Michels
Es dudelte Musiker Schott
Beim Ausritt auf seinem Fagott
Zunächst noch larghetto
Doch dann allegretto
Das brachte den Gaul aus dem Trott
Gerd Farber
Vom Moor her gellt nächtens ein Schrei
Herüber zur alten Abtei
Die Mönche hellwach
„Welch schauriger Krach!“
Sie kennen halt kein MP3
Heinz Hermann Michels
Das Limerick-Schreiben fällt schwer
Gelingen will kaum einer mehr
Und wenig besticht
Auch dieses Gedicht
So öd ist’s, so fad und so leer
Helmut Lindhorst
Er lernte sie kennen beim Schwof
Und machte ihr lange den Hof
Sie ließ ihn gewähren
Um dann zu erklären
Bloß fegen, das sei ihr zu doof
Heinz Hermann Michels
Ein Chefarzt bekennt auf Station:
„Ich trinke Urin aus Passion.
Der hilft beim Ekzem,
Abszess und Ödem!“
(Nur leider nicht bei Perversion)
Heinz Hermann Michels
Du Fleckchen im Grünen und Stillen!
Idyllischste aller Idyllen!
Mein Heim! Mein Zuhaus’!
Hier ruh’ ich mich aus
Und höre den Laubbläser brüllen
Sandra Niggemann
Zu Orpheus am Rande des Styx
Sprach lächelnd die Göttin des Glyx:
Lass fahren die Sorgen
Was kümmert dich morgen
Und siehst du ein Blümlein, dann pflyx
Durch Schobert & Black leicht optimierter Limerick von Bungter & Frorath
Am Nachmittag auf der Terrasse
Da trinke ich Rum aus der Tasse
Und das mache ich schon
Seit der Prohibition
Glaubt ja nicht, dass ich das jetzt lasse!
Bernhard H. Behncke
Kaum war sie geklettert vom Throne
Da suchte sie schon ihre Krone
Sie suchte vergebens
Und zeit ihres Lebens
So starb denn die Queen oben ohne
Ulrich Gläsker
Mit jener ihr eigenen Tücke
Verbirgt sich im Dunkeln die Mücke
Ich bin auf der Hut
Und wappne mich gut
Mit Klatsche, mit Spray und Perücke
Helmut Lindhorst
Das neue Jahr steht vor der Tür
Und kommt mir sehr unbekannt vür
Es drängelt ins Haus
Das alte muss raus
Von Rücksicht und Takt keine Spür!
Astrid Meinung
Ich möchte ein Drama verfassen
Das handelt vom Leiden und Hassen
Von Liebe und Huld
Von Ehre und Schuld...
Vielleicht werd’ ich’s aber auch lassen
Helmut Lindhorst
Sie war mir auf Anhieb vertraut
So wünschte ich mir meine Braut
Die Augen so treu
Ihr Flüstern so scheu
Doch hat sie mein Handy geklaut
Helmut Lindhorst
Wenn die Liebe im Winde verweht
Wenn das Leben im Fluge vergeht
Wenn der Weltschmerz ihn kriegt
Und das Heizöl versiegt
Ja, dann suhlt sich im Leid der Poet
Astrid Meinung